50 Jahre Tischtennis in der TSG

Eigentlich müssten wir heute schon unseren 66. Geburtstag feiern, denn 1946 gründeten Viktor Bischoff, Hans-Jürgen Aledter und Reinhold Bonarius eine Tischtennisabteilung in der damaligen Kultur- und Sportgemeinschaft Wölfersheim.

Die erste Tischtennisplatte wurde noch von Ernst Fourier selbst gezimmert. Alle weiteren notwendigen Geräte, wie Netz, Schläger und Bälle wurden erbettelt. Erster Spielraum war der Saal Müller, die heutige alte Singberg-Sporthalle. Schon 4 Wochen nach der Gründung konnte die Tischtennisabteilung über 60 Mitglieder zählen.

Das erste Mannschaftspiel wurde gegen den VfL Bad Nauheim ausgetragen. Die Badestädter, erstaunt über eine so aktive Tischtennisgruppe in der kleinen Gemeinde Wölfersheim, schenkten ihr eine ihrer Originalplatten. Der offizielle Spielbetrieb konnte somit aufgenommen werden. Schöne Mannschafts- und Einzelerfolge stellten sich aufgrund des Trainingseifers bald ein. Die damaligen Spitzenspielerinnen waren u.a. die heute noch am Vereinsleben interessierte Ria Bischoff, welche vor kurzem für ihre 60-jährige Mitgliedschaft geehrt wurde. Bei den Herren waren Erwin Rosenberg, Arnold Müller, Werner Cichon, Wolfgang Reeb, Walter Kampe, Werner Dietz und Viktor Bischoff die tragenden Säulen. Durch den Umbau des Saales Müller in ein Kino verlor die Abteilung ihr Spiellokal und es war sehr schwierig, einen anderen Raum zu finden. Erst versuchte man es im Saal Huber, dann im Kollegium Rosenbach. Da die Spielbedingungen dort den Bestimmungen nicht entsprachen, musste zu aller Bedauern der Spielbetrieb eingestellt werden.

Durch die Initiative von Hans Rupp, Viktor Bischoff und Wolfgang Reeb wurde auf einer Gründungsversammlung am 28.04.1962, unter 27 Mitgliedern eine neue Tischtennisabteilung konstituiert. An 4 Tischen, gespendet von Martin Stark, Willi Müller, Gerhard Ulrich und Bürgermeister Philipp Brehm, wurde in der Sporthalle am Singberg der Spielbetrieb wieder aufgenommen.

Mit mehreren Damen- und Herrenmannschaften nahm man bald an den Meisterschaftsspielen in der damals untersten Klasse teil. Durch immensen Trainingseifer und Spielbegeisterung der damaligen Routiniers wie Dieter Klotz, Otto Scheuermann und Günther Witzenberger und ihrer Mannschaftskameraden wurde bald der erste Aufstieg in die höchste Kreisklasse geschafft.

1964 übernahm der damalige Lehramtsstudent Gernot Körschner die Abteilungsleitung. Seine aufopfernde Jugendarbeit und leistungsbezogene Einstellung des „Aktiven Training“ fand Unterstützung durch den damaligen Friedberger Oberligaspieler Jürgen Sadzik, der als Praktikant der Hefrag/Preag in Wölfersheim vorübergehend wohnte. Er war Wölfersheim‘s erster (unbezahlter) Abteilungstrainer mit Lizenz. Aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit und der Tischtennisbegeisterung der Aktiven resultierte ein sensationeller „Durchmarsch“ der 1.Mannschaft bis in die Landesliga. Nachdem Trainer J. Sadzik in der 1.Mannschaft von Otmar Stock und später von dem Landesauswahltrainer Jürgen Lieder abgelöst wurde, trainierte er mit ähnlichem Erfolg die TSG-Damenmannschaft, die ebenfalls bis in die Landesliga emporkletterte.

Viele nationale und internationale Veranstaltungen wurden in dieser Zeit von der Spartenleitung Körschner/Müller organisiert und durchgeführt; Gäste aus Japan, Schweden, Dänemark, England und Holland besuchten Wölfersheim und wurden von Wölfersheimer Familien freundschaftlich aufgenommen. Ebenso besuchten TSG-Spieler und Spielerinnen und Freunde Sportvereine in europäischen Ländern.

Nachwuchsspieler der TSG arbeiteten sich bis in die Auswahlteams des Hessischen Tischtennisverbandes vor, Heinz Sommer sogar bis in den Bundeskader. Durch ihre Erfolge machten sie jedoch auch bei Funktionären höherklassiger Vereine auf sich aufmerksam. Das hatte Konsequenzen. Der sportliche Anreiz und allerlei Versprechungen lockten, aber auch berufliche Gründe sorgten dafür, dass für manchen talentierten TSG-Spieler der Weg aus Wölfersheim weg führte. Und schließlich führte ein schwerer Autounfall des damaligen „Managers“ der 1.Mannschaft, Willi Müller, dazu, dass die TT-Sparte in ihrer Entwicklung plötzlich weit zurückgeworfen wurde. Und davon sollte sie sich bis in die siebziger Jahre nicht mehr erholen.

Die Talsohle wurde schließlich überwunden, als sich in Rainer Oppler ein neuer Abteilungsleiter fand, der vorurteilslos die Probleme („Frust“ in der Jugendarbeit, mangelnder Einsatz der Aktiven, usw.) recht bald erkannte und mit den noch übriggebliebenen Spielern einen langsamen, aber gründlichen Neuaufbau durchführte. Durch seinen Erwerb der Lizenz als Organisationsleiter für Verein- und Verbandsführungskräfte beim Landessportbund Hessen, seine organisatorische Arbeit im Rollstuhlsportclub Frankfurt und die Funktionärstätigkeiten auf Kreis- und Bezirksebene professionalisierte er das Vereinsmanagement und brachte neue Ideen in die Vereinsführung.

In der nun agierenden Vorstandsbesetzung mit Rainer Oppler als Abteilungsleiter und Gernot Körschner als technischer Leiter wurden 1976 die Bundesranglistenspiele des Deutschen Rollstuhlsportverbandes ins Leben gerufen und 1981, in das bundesweit erstmalige Tischtennisintegrationsturnier „TT-Pfingstreff Wölfersheim“ umstrukturiert. Dieser Pfingsttreff Wölfersheim, mit seinem besonderen Charakter, Rollstuhlsportler und Nichtbehinderte im gemeinsamen Wettstreit und Jugendturnier fand schnell Anerkennung und Interesse im gesamten Sportbereich und in den Medien. Beachtliche Teilnehmerzahlen, über 500 Meldungen je Veranstaltung an 4 Tagen, zeugten von der Beliebtheit unseres Pfingsttreff´s, der zu einer festen Größe in unserem Verein geworden ist.

Aber auch in der Jugendarbeit wurden neue Akzente gesetzt. Mehrere TSG-Spieler aus den Seniorenmannschaften betätigten sich recht erfolgreich in der Jugendarbeit, unterstützt durch Spielertrainer Norbert Reh, der als Sportstudent und Lehramtsanwärter berufsbedingt eine Menge für die sportliche, aber auch charakterliche Weiterentwicklung der Jungen und Mädchen tun konnte. Auch bei seinen Mitspielern einen neuen Mannschaftsgeist und ein Zusammengehörigkeitsgefühl in bisher schon lange nicht erlebten Ausmaßen aufbaute, dann jedoch leider aus beruflichen Gründen Wölfersheim verlassen musste und eine große Lücke hinterließ.

Der dann folgende neuerliche Aufschwung war eng mit der Rückkehr des Ex-TSG-lers Bernd Koch vom Regionalligisten TTC Dorheim verbunden. Mit ihm kam sein Mannschaftskamerad Klaus Geschwill, zunächst als qualifizierter Lizenztrainer, später auch als Spielertrainer, der es schaffte, das von Norbert Reh aufgebaute Trainingskonzept erfolgreich weiterzuführen und auszubauen. Mehrere jüngere TSG-Spieler wurden durch ihn zum modernen Angriffs-Tischtennis geführt und konnten ihre spieltechnischen Fähigkeiten erheblich aufstocken. Doch auch K. Geschwill ging der TSG durch berufliche Gründe wieder verloren. Der Abschluss des Studiums erlaubte einen weiteren Verbleib in Wölfersheim nicht mehr.

Der Verlust wurde dadurch allerdings egalisiert, dass die Regionalliga-Mannschaftskameraden Heinz Stöcker und Parsel Margarosyan – vor allem aus kameradschaftlichem Grunde – zur Mannschaft um Bernd Koch stießen. Mit dieser Top-Besetzung erreichte die 1.Mannschaft eine Spitzenposition bis zu den Aufstiegsspielen zur Gruppenliga. Der Gewinn des Hessenpokals wurde nur dadurch vereitelt, da Spitzenspieler Heinz Stöcker einen Sportunfall hatte.

Von diesem Zeitpunkt an reihten sich wieder eine Menge unglücklicher Umstände zu einer Kette von Rückschlägen. Durch zwingende, persönliche Veränderungen mussten wir innerhalb kürzester Zeit auf mehrere Führungsspieler verzichten. Dieser Verlust war trotz aller Anstrengungen nicht zu verkraften. Auch wenn der Weg der Mannschaften wieder in untere Klassenzugehörigkeiten führte, haben die Jahre des Erfolges große Eindrücke und eine Imageaufwertung hinterlassen und alle Spieler haben eine Menge dazu gelernt. Gerne hätten wir 1987, im Jahr unseres 25-jährigen Jubiläums eine erfolgreichere Bilanz vorgelegt.

Mit dem verbleibenden Potential steckte sich der Abteilungsvorstand neue Ziele, insbesondere die Jugendarbeit. Diese war maßgeblich daher eingeschränkt, da unser Spiellokal die alte Singberghalle zu klein war. Voller Tatendrang hat der aufopfernd arbeitende Jugendwart Peter Picha mit der engagierten Bärbel Röhrig eine beeindruckende Jugendarbeit aufgebaut. Mit mehreren Mannschaften war man an jeder Spielrunde beteiligt. Schwerpunkt der neuen Ziele war es auch, keine materiellen Aufwendungen zur Sicherung einer höherklassigen Leistungsebene zu tätigen, sondern sich in leistungssportlicher Hinsicht den Gegebenheiten anzupassenden, den Breitensport und die Geselligkeit zu fördern.

Mit dem immer erfolgreicheren fortgeführten Tischtennis-Pfingsttreff sorgte die Abteilung dafür, dass die TSG Wölfersheim weit über die heimischen Grenzen hinaus einen guten Namen hat.

Ab 1995 gab es wieder einige Ereignisse. Unser langjähriger Abteilungsleiter Rainer Oppler verließ seine Heimatgemeinde und zog nach Kefenrod. Nach einer Übergangszeit übernahm Gernot Körschner wie selbstverständlich wieder die Abteilungsleitung.

Die Jugendarbeit übernahm Margit Reuter. Mit ihrer engagierten Art gewann die Jugendsparte an Quantität und Qualität. Schon nach kurzer Zeit waren mehr als 40 Jugendliche in den Übungsstunden. Auch Erfolge ließen nicht lange auf sich warten, z.B. Kreismannschaftsmeister und Kreispokalsieger der Schülerinnen 2002. Im Jahr 2003 waren 3 Jugend- und Schülermannschaften gemeldet. Die 1.Mannschaft erreichte den Aufstieg in die Bezirksliga und die 2.Mannschaft in die 1.Kreisklasse. Die 3. und 4.Mannschaft spielten in der 3.Kreisklasse.

Mit vielen Initiativen, wie Vereinsmeisterschaften, Weihnachtsfeiern, Ausflügen, Grillfeten, Ferienspiele, Übungsleiterausbildungen, und einiges war zu erkennen, dass die Abteilung eine aktives Vereinsleben führte.

Auf diesem Höhepunkt traf uns ein weiterer Rückschlag. Nach langer schwerer Krankheit verstarb am 20.02.2004 Gernot Körschner. Seit der Gründerzeit war Gernot ununterbrochen mitverantwortlich für die Geschicke unseres Tischtennissports und hatte mit unnachahmlichem Engagement sich für alle Belange eingesetzt. Er wird uns immer in Erinnerung bleiben. Von diesem Schlag konnte sich die Abteilung eigentlich bis heute noch nicht richtig erholen.

Ein neuer Anfang wurde mit Bärbel Röhrig gefunden. Dankenswerterweise übernahm sie die Abteilungsleitung und die Kassenführung. Peter Picha und Christian Reusing übernahmen die Jugendarbeit, da Margit Reuter aus familiären Gründen ausschied. Das Pfingstturnier wurde weiterhin in Wohnbach ausgetragen.

Auf der Abteilungsversammlung am 10.01.2012 wurde Rainer Oppler, nach 12 jähriger Abwesenheit, wieder zum neuen Abteilungsleiter gewählt.

Anlässlich unseres 50-jährigen Jubiläums erklärte er sich bereit die Feierlichkeiten zu organisieren und das nach einigen Jahren pausierende Tischtennis-Pfingsttreff wieder aufleben zu lassen.

Mit der Ausrichtung der Kreispokalvorrunde am 12.Februar 2012 und den Kreiseinzelmeisterschaften am 18. und 19. August 2012 ist es erstmals möglich, aufgrund der neuen Singberg-Großsporthalle lukrative Veranstaltungen nach Wölfersheim zu holen. Vor allen Dingen für die Ausdehnung der Jugendarbeit und den gesamten Trainings- und Spielbetrieb gibt uns die neue Halle weitaus bessere Zukunftsmöglichkeiten.